Kennen Sie Ihre natürliche Spanne für konzentriertes Arbeiten? Die zu kennen, fördert das Verständnis sich selbst und anderen gegenüber. Bei Kindern ergibt sich die Dauer der Konzentration aus ihrem Alter. Und zwar: Das Alter x 2 in Minuten. 6-Jährige können sich demnach maximal 12 Minuten lang fokussieren, 14-Jährige etwa eine halbe Stunde. Mehr ist auch bei Erwachsenen häufig nicht drin – zumindest nicht am Stück. Quälen Sie sich also nicht, wenn 30 Minuten um sind, sondern gönnen Sie sich eine kleine Pause!
#2 Für Entspannung sorgen.
Das Gehirn steuert meist schon von alleine auf kleine Auszeiten zu. Dann werfen wir einen Blick aus dem Fenster, gehen kurz einem anderen Gedanken nach, verlagern die Sitzposition oder stehen kurz auf. Wenn der kognitive Leistungsakku an Saft verloren hat, hilft alles, was das Gehirn entspannt, um ihn wieder aufzuladen: körperliche Bewegung, Frischluft, Lachen oder auch eine entspannende Tätigkeit mit den Händen.
Jüngeren Kindern fällt es oft schwerer, von sich aus danach wieder zur Aufgabe zurückzukehren, weil Konzentration auch ein Reifungsprozess ist. Daher: Helfen Sie dem Kind in Ihrer Nähe, rechtzeitige Pausen (bzw Lern-Unterbrechungen) mit klar definiertem Endpunkt zu gestalten: Sie könnten sich gemeinsam 5 Minuten lang auf etwas Schönes vorfreuen, einmal kräftig knuddeln, eine Runde rausgehen oder ein lustiges Youtube-Video anschauen. Ihnen fällt sicher noch was Passenderes ein.
3# Arbeitsplatz optimieren.
Der Einfluss der Umgebung ist nicht zu unterschätzen. Versuchen Sie, das Ablenkungspotenzial zu verringern. Gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz akustisch und visuell möglichst reizarm. Vielleicht steht der Schreibtisch an einer Stelle besser, die keinen Blick durchs Panoramafenster bietet und nicht so nah an der Durchgangstür ist? Und was bräuchten Sie, damit Sie dort gerne sitzen und sich wohlfühlen? Ein, zwei Dinge, auf die Sie gerne schauen wie eine Postkarte oder der Lieblingsbecher, sind eine Konzentrationshilfe. Mehr davon ist kontraproduktiv. Das gilt gleichermaßen für den Hausaufgabenplatz von Schülern …
#4 Äußere Störungen abstellen.
Das ist ein No-Brainer. Sorgen Sie dafür, Störungen von außen mutig zu eliminieren, so gut es geht. Überlegen Sie kurz, wer stören könnte – und sorgen Sie vor. Geben Sie Kollegen, Mitbewohnern oder Familienmitgliedern Bescheid, dass Sie jetzt nicht gestört werden möchten (und für wie lange). Hängen Sie zur Not ein Schild von außen an Ihre geschlossene Zimmertür. Schließen Sie alle offenen Programme am PC, die Sie gerade nicht brauchen. Schalten Sie den AB vom Telefon an, wenn es geht. Stellen Sie das Handy auf lautlos und legen Sie es weg. Schüler legen es am besten in einen anderen Raum. Und widerstehen Sie der Versuchung, sich selbst abzulenken – oder auch Ihr Kind. 😉
5# Innere Ruhe herstellen.
Wenn Sie merken, dass es immer noch nicht so recht mit dem Fokus klappt, könnte es sein, dass Ihr innerer Lärm sie blockiert. Herumwabernde Gedankenfetzen, unfertige Ideen, wichtige To-Do’s, dringende Vorhaben, negative Gefühle – sie alle buhlen um unsere eigene Aufmerksamkeit und zerstören den Fokus. Da hilft die 10-Sekunden-Regel: Alles, was in diesem Zeitraum erledigt und deligiert werden kann, entsprechend abfertigen. Alles, was länger braucht, kommt auf einen Notizzettel, damit der Kopf frei ist. Und dann spüren Sie nach: Kommt noch was in ihr Bewusstsein? Greifen Sie in die Luft, als wollten Sie den Gedanken festhalten – und legen Sie ihn zur Seite. Klingt verrückt? Probieren Sie es dennoch mal aus …
Und ebenso für Ihr Kind: Wenn es innerlich unruhig wirkt und sich nicht aufs Lernen einlassen kann, helfen Sie ihm, die kreisenden Gedanken zu benennen und aufzuschreiben. Dann sind sie aus dem Kopf raus und können später weitergedacht werden, ohne in Vergessenheit zu geraten.
#6 Gut zureden.
Wir alle brauchen so etwas wie einen inneren Fanclub. Diese positiven Stimmen in uns, die uns anfeuern, Mut machen und gut zureden, können eine große Unterstützung dabei sein, uns selbst zu leiten. Seien Sie sich selbst ein guter Freund und legen Sie sich ein paar tolle Schlachtrufe zurecht, wenn Ihre Konzentration einknickt. Alles, was Sie dann gerne hören würden, taugt, um damit die letzten Meter zum Ziel noch durchzuziehen.
Kinder haben oft viel Fantasie, sich solche inneren Helfer und Fans auszumalen. Das sollten wir uns von ihnen abgucken! Denn je konkreter die Bilder und Emotionen sind, die wir durch unsere Vorstellungskraft und Einfühlung produzieren, desto besser reagiert unser Gehirn darauf und mobilisiert Kraftreserven.
#7 Nutzen klarmachen.
Motivation und Konzentration sind wie Verwandte – sie sind eng miteinander verbunden. Wenn einem nicht wirklich klar ist, wozu man tut, was man vorhat, ist es oft schwer, sich darauf zu konzentrieren. Machen Sie sich also bewusst, welchen Nutzen Sie haben, wenn Sie jetzt alle Ihre Sinne auf diese eine Sache richten.
Für jüngere Schüler ist es meist attraktiv, schneller fertig zu sein, weil dann mehr Freizeit wartet. Oder weil vielleicht eine Belohnung aussteht, die vorher ausgehandelt wurde. Ältere Lerner genießen das gute Erfolgsgefühl, das sich einstellt, wenn sie etwas Lästiges geschafft zu haben. Was es auch ist: Finden Sie den Nutzen.
#8 Aufgabendauer einschätzen.
Dinge zügig zu erledigen, ist ja oft gar nicht so leicht, wenn man zum Abschweifen neigt. Dann hilft ein sehr simpler und sehr wirksamer Trick: Schätzen Sie die Zeit, die Sie für die anstehende Aufgabe wohl brauchen werden. Stellen Sie dann den Timer und legen Sie los. Sind Sie vor dem Alarm fertig, klopfen Sie sich auf die Schulter und genießen Ihr Ergebnis! Brauchen Sie länger, fragen Sie sich: Habe ich herumgetrödelt, Zeit verträumt, andere Sachen gemacht, mich vielleicht ablenken lassen? Oder war die Aufgabe umfangreicher als gedacht?
Je öfter Sie das machen, desto besser wird Ihr Zeitgefühl und Ihre Fähigkeit, anhaltend eine Sache zu Ende zu bringen. Für Kinder ist diese Methode eine gute Hilfe gegen Trödeln oder Träumen – schließlich will jeder schnell fertig werden – und schult noch nebenbei das Zeitgefühl für Klassenarbeiten.
#9 Süßes Gift vermeiden.
Zucker ist salonfähig – aber deswegen nicht weniger schädlich. Es schwächt nicht nur das Immunsystem und den Verdauungstrakt, sondern schadet dem Gehirn! Denn die Dosis, ab der Zucker das Denken nicht mehr beschleunigt, sondern verlangsamt, wird hierzulande meistens überschritten. Achten Sie auf ausreichend Schlaf für sich und Ihr Kind (9-11 Stunden bei Grundschülern, 7-9 Stunden ab Klasse 5), essen sie wenig Süßes und versorgen Sie Ihr Denkorgan mit 2 Liter Flüssigkeit am Tag. Womöglich werden Sie erstaunt sein, wie das die Konzentrationssfähigkeit beeinflusst.
#10 Stille lernen.
Wie genau geht Konzentration eigentlich? Was früher noch leichter zu lernen war, weil weniger los war, ist heute hart umkämpft. Unsere Welt ist laut, grell und hektisch. Die zunehmenden Alltagsreize, die alle unsere Aufmerksamkeit wollen, machen es immer nötiger, dass wir bewusst steuern, worauf wir alle unsere Sinne richten. Und das ist ein Lernprozess. Besonders für Kinder. Diese Mauseloch-Übung hilft sowohl Erwachsenen als auch Kindern, den Kopf frei zu kriegen, die Konzentrationsfähigkeit zu trainieren und entspannt auch noch dabei!
Und so gehts:
Beide Füße fest auf den Boden stellen. Langsam ein- und ausatmen. Augen schließen.
Stell dir jetzt ein Mauseloch vor, aus dem alle deine Gedanken kommen.
Sag zu dir: „Ich frage mich, was mein nächster Gedanke sein wird.“ Sei wachsam, sieh und horche und warte auf den nächsten Gedanken. Sei wie eine Katze, die vor einem Mauseloch auf der Lauer liegt. Welcher Gedanke wird aus diesem Mauseloch kommen?
Meist passiert nach einer Weile etwas Überraschendes: Nichts! Es dauert wieder eine Weile, bis der nächste Gedanke kommt.
Öffne dann die Augen. Beweg dich, streck dich – und genieße die Ruhe …
Text_Annette Penno