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Warum ich die Selbstreflexion liebe.

Apr 28, 2021 | Innere Stärke

Ich posaune es gleich heraus: Mein Herz schlägt für die Selbstreflexion, weil in ihr die unfassbar große und viel zu oft unterschätzte Chance zu mehr Liebe, Weisheit, Freude, Freiheit und Frieden steckt! Und zwar nicht nur als egozentrischer Selbstzweck, sondern als liebevolle Voraussetzung für einen Beitrag für unsere Welt! Für eine bessere Welt! Die unsere Zukunft so dringend nötig hat! Eigentlich hab ich damit schon alles gesagt. Aber eins nach dem anderen: Hier kommt sie, meine Liebeserklärung ans Date mit sich selbst – an die Selbstreflexion.

Nachdenken schafft Klarheit

Es war ein dunkler Tag, als ich ihr das erste Mal begegnete. Ich war gerade in mein Kinderzimmer zurückgekehrt und glaubte, von jetzt an Monate lang die Welt anbrüllen zu müssen, um den Schmerz und die ohnmächtige Wut über mein ungerechtes Schicksal loszuwerden. Stattdessen biss ich mit voller Wucht in die Kante meines kleinen grünen Schreibtischs. Jetzt steckte meine Wutenergie im Zahnreihenabdruck im Holz. Damit fühlte ich mich schon besser. Aber das Gedankengewitter in meinem Kopf zog noch nicht ab. Also nahm ich Stift und Collegeblock, die in dem Moment direkt unter meiner Nase klebten, und schrieb und schrieb. Ich schrieb mir alles aus Herz und Hirn. Und merkte dabei mit jedem Satz, der da aus meinem Inneren kam, wie sich eine Ruhe und Klarheit über das legte, was mich umtrieb.

Saniert Herz und Hirn

Ich überflog meine Notizen und überlegte, ob das irgendeinen Sinn ergab, was ich da gekritzelt hatte. Ich fing an, Fragen an das zu stellen, was ich auf den Zetteln sah. Ich suchte Erklärungen, Verbindungen und Zusammenhänge meiner Gedanken und Gefühle. Ich pflückte mein Inneres auseinander und setzte es neu zusammen. Ich fand neue Blickwinkel und alte Stärken, ich stellte Annahmen infrage und grub nach dem Gold der Tiefe. Es war wie ein innere Sanierungsmaßnahme, die allen schädlichen und schimmeligen Gedanken ausräumte und das tragfähige Fundament freilegte und darauf aufbaute.

Sie schenkte mir Abstand zu dem, was in mir vor sich ging, und half mir, schärfer zu sehen, was ich warum wie fühlte und dachte. Ich konnte nach Auswegen aus meiner Misere Ausschau halten und überlegen, was als Nächstes zu tun wäre. Mit jeder Frage, die ich wie einen Suchtrupp durch meine Gedanken und Gefühle schickte, gewann ich Boden zurück. Meinen Gestaltungsspielraum. Meine Entscheidung der Haltung zu diesen ungewählten Umständen. Dieser Moment war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Und wir sind bis heute unzertrennlich, die Selbstreflexion und ich.

Selbstreflexion findet Auswege

Denn das ist Selbstreflexion: sich selbst zu hinterfragen und so lange nachzudenken, bis man seinen eigenen Gedanken, Gefühlen und Handlungen in unrunden Momenten oder Herausforderungen auf den Grund gegangen ist. Das gibt den Blick frei auf Problemlösungen, auf die man sonst gar nicht gekommen wäre! Allerdings braucht es dafür bewusste Zeit und Stille. Zwei Dinge, die in unserer Gesellschaft oft genug schwer zu bekommen sind und noch dazu schlecht wegkommen: „Wie, du hast keinen ausgebuchten Kalender?“ „Was, du ziehst dich von Lärm und Hektik zurück?“ „Dann bist du wohl unwichtig. Oder faul.“

Fatale Fehleinschätzung. Wer der spannenden Reise nach innen Raum gibt, lernt neue Gebiete in der eigenen inneren Landschaft kennen und wird reich belohnt. Manche Bereiche gefallen einem dabei möglicherweise besser als andere, aber das gehört dazu: sich in Ehrlichkeit und Wahrheit genauer zu entdecken. Unangenehme Seiten akzeptieren, dran wachsen, sich verändern. Reifen. Damit man sich besser in sich selbst auskennt und – um im Bild zu bleiben – den eigenen Weg leichter findet. Dann kann ich sagen, wo es lang geht. Für mich, und mit wem.

Und erweitert Blickwinkel

Wann immer ich in Herausforderungen gerate oder mir irgendwas komisch vorkommt, kann ich mich fragen:

★ Was löst dieser Moment in mir aus – und wieso?

★ Warum empfinde ich das nicht anders?

★ Welche Perspektive könnte ich noch einnehmen?

★ Gibt es Zusammenhänge?

★ Und was kann ich jetzt Produktives mit meinen Fundstücken anfangen?

★ Was lerne ich über mich oder den anderen?

★ Wie kann ich mit dieser Situation so umgehen, dass ich selbst beeindruckt wäre?

Selbstreflexion lässt persönlich wachsen

Diese Fragen könnte ich endlos weiterspinnen. Das entscheidende Ziel dabei ist immer, mehr über sich selbst zu erfahren, sich besser zu verstehen und den Haltungs- und Handlungsspielraum zum eigenen Wohl und dem anderer zu erweitern. Dass unser Gehirn zu dieser Selbstbeobachtung überhaupt fähig ist, fasziniert mich auch noch nach Jahrzehnten. Zu wissen, dass wir nicht nur Wissen anhäufen, sondern persönlich wachsen können – auch über uns selbst hinaus – das inspiriert mich! Es gibt mir Hoffnung und Sinn, alles daran zu setzen, dass sich innere Größe und Stärke in uns gut weiterentwickeln kann.

Macht stark

Prima. Damit hätte ich auch gleich den üblichen Einwand abgeschmettert: „Igitt, immer diese selbstverliebte Nabelschau! Was soll das denn bringen?“ Ok, natürlich kann man auf der anderen Seite vom Pferd fallen und zu viel grübeln und sich im Kreis zu drehen. Aber grundsätzlich ist doch die Beobachtung eher: Reflektierte Menschen sind genau das Gegenteil von egozentrisch und wirkungslos. Sie sind mit sich selbst in gutem Kontakt und zufrieden. Schon das macht sie zu einem enormen Gewinn für die Gesellschaft. Sie kennen ihre Stärken und akzeptieren ihre Schwächen. Sie sind sich ihrer Potenziale und Begrenzungen bewusst. Genau wie ihrer Motive, Ziele und Werte. Sie stehen für sich ein und gestehen das auch anderen zu. Sie vergleichen und neiden weniger. Sie können kommunizieren, was sie brauchen und wollen. Sie sind sich ihrer Einzigartigkeit bewusst. Typische Zutaten für ein erfülltes Leben, würd ich sagen.

Und schön!

Deswegen können sie auch Entscheidungen treffen, die tragfähig sind und nicht nur ihnen selbst, sondern in der Folge oft auch anderen dienen. Sie sehen Fehler als Lernchancen und vergangene Erlebnisse als Fundgrube der Weisheit für die Zukunft. Und sie lassen ihre negativen Gefühlen nicht ungefiltert an anderen aus, weil sie gelernt haben, zu sich selbst Abstand zu gewinnen und sie zu verwandeln, statt sie zu verdrängen. Deswegen haben sie meist auch die glücklicheren Beziehungen und weniger Konflikte. Weil es eben doch stimmt: Wenn du dich liebst, dann kannst du auch deinen Nächsten lieben. Weil sie weniger innere Kämpfe mit sich und anderen austragen. Weil sie leichter vergeben und vertrauen und gelernt haben, so zu streiten, dass beide gewinnen. Hach! Kurzum: Reflektierte Menschen sind schlicht und ergreifend w.u.n.d.e.r.s.c.h.ö.n.

Für einen gesunden Geist

Aber das ist noch gar nicht alles: Sie sind oft auch gesünder! Wer die Selbstreflexion als inneres Aufräum- und Auftanktool in den eigenen Lebensstil integriert hat, ist meist weniger bedrückt oder niedergeschlagen, weil die Übung, Abstand zu negativen Gedanken und Gefühlen zu gewinnen, resilienter macht. (Die tollen Fakten der Neurowissenschaft dazu verbaue ich aber in einem anderen Artikel.) Also – mal ehrlich: Wer will das denn alles wirklich verpassen? Wer will freiwillig ohne diesen enormen inneren Reichtum an persönlichen Ressourcen und ohne die Weisheit der eigenen Lernerfahrungen durchs Leben gehen? Eben.

Selbstreflexion ermöglicht Frieden

Kleines Gedankenexperiment: Man stelle sich einmal vor, wie unsere Welt aussehen würde, wenn sich beispielsweise mächtige Menschen aus nah und fern ihrer fraglichen Motive bewusst würden. Ihres täuschenden Verhaltens. Und dann gelernt hätten, wie man Rückgrat zeigt. Und wenn der Rest der Menschen genau dasselbe tun würde … Uiuiui. Wenn ich mich in diese Vorstellung mal so richtig reinsteigere, dann fordere ich Selbstreflektion als Schulfach! Als Pflichtprogramm für alle, die Einfluss nehmen wollen! Als Teil der Aufnahmeprüfung ins wahre Leben!

Denn wo sonst lernt man den produktiven Umgang mit Gedanken und Gefühlen? Wo kriegen wir es beigebracht, dass wir viel zu oft die falschen Sachen denken, die Herz und Hirn vergiften und so unser Leben klein halten und unseren Beziehungen zu anderen schaden? Wo lernen wir diese wirklich hilfreichen Dinge? Selbstbeobachtung, Reflexion, Persönlichkeitsentwicklung – all das fördert Problemlösung, persönliches Glück und gutes Miteinander, dass ich es am liebsten verordnen würde, wenn ich könnte. Aber, ach! Leider weiß ich ja, dass sich die Kraft, die darin steckt, immer nur in der Freiwilligkeit entfaltet.

Für eine bessere Zukunft

Doch wer weiß: Vielleicht finden meine Texte noch genau die, die danach suchen. Die auch von einer Welt mit Menschen träumen, die ihr Umfeld immer mehr mit Freude, Frieden und Zuversicht verstrahlen. Unselige Utopie? Wüsste ich nicht, dass ich mit dieser Hoffnung nicht alleine bin, hätte ich vielleicht am Thema dieses Artikels noch länger rumüberlegt. Aber gerade neulich wurde ich beim Lesen wieder bestätigt, als ich an ein paar Zeilen in Stefanie Stahls Bestseller „Das Kind in dir muss Heimat finden“ hängen blieb: Nämlich, „dass Selbsterkenntnis nicht nur der Königsweg ist, um sich aus seinen persönlichen Problemen zu befreien, sondern auch der Königsweg, um ein besserer Mensch zu werden.“

So ist das, wenn man die unverblümte Wahrheit jahrelang im Kopf mit sich herumträgt und für sich behält, weil man denkt, sie wäre zu frech: Dann schreibt sie wer anders Jahre später im Bestseller auf. Meinen neidbefreiten Glückwunsch. Aber damit ist jetzt Schluss. Also nicht mit großartigen Bestsellern von anderen bitte, sondern mit meiner Zurückhaltung. Vielleicht wird diesen ersten Artikel sowieso noch niemand lesen, dann isses ja umso egaler, was ich hier frei Schnauze schreibe oder nicht. Wobei: Schreibe ich hier nur, um Zustimmung zu bekommen? Oder was ist der genaue Grund? Was für schöne Fragen für meine nächste Selbstreflexion!

Auf Schatzsuche. Hier. Mit dir.

Und so tue ich das, was ich nicht lassen kann. Weil mich der Gedanke morgens aus dem Bett zieht, ich könnte etwas dazu beitragen, dass wir besser mit unseren negativen Gedanken und Gefühlen umgehen, dass wir in ganz viel innerer Stärke unser Leben gestalten, dass wir lernen, Schwierigkeiten besser zu meistern, dass wir wachsen, überwinden und weiterkommen. Für eine Zukunft zum Niederknien schön. Und die Selbstreflexion ist die Startrampe für all das. Quasi die Pole-Position für ein pralles Leben. Herzlich willkommen hier bei mir.

 

3 Kommentare

  1. Stefan

    Danke!
    Ich sehe auch eine immer größere Herausforderung durch unreflektierte Menschen, bei denen Selbst- und Fremdwahrnehmung ziemlich weit auseinander sind.

    Antworten
    • Admin_Annette

      Da gibt es also noch was zu tun! 😉

      Antworten

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