Diese Situation kennt fast jeder: Die Lehrkraft fragt etwas in die Klasse – und irgendwas hält einen davon ab, sich zu beteiligen. Dabei will man sich vielleicht wirklich mehr melden und die mündliche Note verbessern. Aber wieso gelingt es nicht so einfach? 7 sinnvolle Schritte, die die mündliche Mitarbeit steigern können.
1. Das Zögern untersuchen
Gehe dem Grund auf den Grund: Meldet du dich nicht, weil du einfach keinen Plan vom aktuellen Thema hast? Oder ist es die Angst vor Fehlern? Bist du eher aus Gewohnheit still? Oder mal ausgelacht worden? Hast du für dich genug Zeit zum Nachdenken? Gründe für ein zögerliches Meldeverhalten gibt es viele. Und oft können sie auch je nach Fach, Kurs oder Lehrkraft sehr unterschiedlich ausfallen.
Da lohnt es sich, einmal genau hinzugucken und sich zu fragen: Wo fällt es mir schwer – und warum? Was müsste passieren, damit sich das ändert? Wann geht es besser – und warum? Manchmal lassen sich die guten Bedingungen einer Situation auf eine andere übertragen. Hat man die Ursache erst gefunden, ist es oft leichter, nach Lösungen zu suchen, die für einen persönlich passen. Denn da wir alle ziemlich unterschiedlich ticken, helfen allgemeine Motivationsparolen auch nur sehr selten. Also erstmal nach dem Grund graben, so gut es geht. Dann kommt man oft schon von selbst auf Ideen und Lösungsansätze, die man vielleicht bisher noch nicht ausprobiert hat.
2. Selbstbewusstsein stärken
Fast immer hilft es aber, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken. Denn auch wenn du vielleicht gar nicht zu den eher schüchternen Wesen dieser Welt gehörst, die sich oft nicht melden, weil sich ihnen diverse Ängste, Sorgen oder Schreckensszenarien in den Weg werfen, sage ich ganz selbstbewusst: Ein gutes Selbstbewusstsein hilft bei nahezu allem im Leben! 😉 Also auch, wenn man sich mehr melden möchte.
Denn sich darüber bewusst zu sein, was man gut kann, welche wunderbaren Eigenschaften in einem stecken und was man auch schon alles geschafft hat, ist wie Rückenwind bei einem Anstieg. Es geht einfach leichter. Und hat man dann erneut die Erfahrung gemacht, dass einem doch etwas ein Stück besser gelungen ist als gedacht, steigt das Selbstvertrauen weiter. Ein positiver Kreislauf, den wir unbedingt immer wieder anschieben wollen! Daher am besten mal checken: Was waren meine letzten Erfolge? Wie ist mir das eigentlich gelungen? Welche Stärken erkenne ich, die ich mir fürs Melden auch zunutze machen kann?
3. Strategisch mehr melden
Eine ganz praktische Idee wäre: Falls das Problem ist, dass spontane Meldungen nicht so gut gelingen, dann bereite ein paar Meldungen vor. Fang in einem Fach an, das die leichter fällt, und überlege dir, an welchen Stellen im Unterricht ein paar Chancen für unaufwändige Beteiligung auf dich warten: Hausaufgaben vorlesen? Den Stoff von letzter Stunde parat haben, um fit für eine Wiederholungsfrage zu sein? Oder mal eine Verständnisfrage zum aktuellen Stoff stellen? Du kennst deine Lehrkräfte, ihre Vorlieben und die Lücken, in die du springen könntest. Kluge Planung ist auch bei mündlicher Mitarbeit ein riesiger Vorteil.
4. Positives Kopfkino anschalten
Meistens läuft in unserer Vorstellung irgendein Worst-Case-Szenario zu einer von uns als unangenehm bewerteten Situation in der Zukunft. Was, wenn ich was Falsches sage? Was, wenn ich vor Aufregung keinen Ton rauskriege? Was denken die anderen, wenn ich mich plötzlich melde? Solche Gedanken sind zwar menschlich und sehr nachvollziehbar, aber eine enorme Bremse, wenn man sich mehr melden will. Denn sie holen alle negativen Gefühle in Bewusstsein – und damit ist es noch schwerer, den Arm zu heben.
Wenn unser Gehirn sich also ohnehin immer irgendwas vorstellt – warum stellen wir uns dann nicht den Idealfall vor? So simpel das auch klingen mag, das bewusste Vorstellen eines gelingenden Meldeversuchs hat enorme Vorteile: Es ist wie eine Generalprobe fürs Gehirn, die den Ernstfall vorbereitet, es aktiviert die eigenen Stärken und das Selbstvertrauen, macht deutlich bessere Laune und hat damit deutlich mehr Aussicht auf Erfolg! Schließlich bestimmt unsere Stimmung entscheidend mit, wie sich eine Situation entwickelt. (Wie du deine Stimmung – auch unabhängig von Meldeversuchen – auf die Schnelle positiv beeinflussen kannst, findest du übrigens hier). Die besseren Chancen hat also immer noch der, der an sich glaubt, in Gedanken das neue Verhalten probt – und dann die Chance ergreift und übt. Denn auch hier gilt: Je öfter man etwas macht, desto leichter wird es.
5. Eigene Fehler akzeptieren
Das ist vielleicht das Entscheidendste überhaupt: Wenn die innere Haltung zu suboptimalen Antworten oder stolpernden Lernversuchen auf totale Vermeidung gestellt ist, wird das nichts. Oder nur sehr schwer. Es ist daher unbedingt notwendig und möglich, mit Fehlern Frieden zu schließen. Sie sind normal, sozusagen zu erwarten – und das gute Recht eines jeden Lernenden! Auch wenn das im Kopf schnell klar ist, ist die Umsetzung häufig nicht ganz so leicht, weil sich diverse Gefühle der Angst querstellen wollen. Ein guter Anfang kann aber sein, sich immer wieder bewusst vor Augen zu halten, dass Fehler einem helfen:
Sie zeigen, was man beim nächsten Mal anders machen kann und sind damit die direkte Abkürzung zum Ziel. Denn wer Fehler macht und aus ihnen lernen will, kommt viel schneller voran als der, der vermeidet. Logisch: Ein Kleinkind, das Laufen lernt, würde auch nach 20 Jahren noch als Erwachsener auf dem Boden krabbeln, wenn es nicht damit klarkommt, dass Fallen der Weg zum Laufen ist. Die Konfrontation mit dem eigenen Noch-nicht-Können gehört zum Lernprozess dazu. Aber wenn man das abgenickt hat, dann – ich rufe Hurrah! – kann Lernen oft auch tatsächlich anfangen, richtig Spaß zu machen. Weil man schneller Erfolgserlebnisse einfährt.
6. Hilfe holen
Und wenn alles noch nicht zum erhofften Erfolg geführt hat, gibt es immer noch die Möglichkeit, sich wohlwollende Helfer ins Boot zu holen:
💡 Lehrkräfte ansprechen – vielleicht haben sie eine Idee oder ihr entwickelt gemeinsam eine, um deine Beteiligung zu fördern. Und selbst wenn nicht: Ein Gespräch ist immer gut, wenn es dazu führst, dass du bei ihnen auf dem Schirm bist als jemand, der sich aktiv um eine Veränderung kümmert.
💡 Freunde aus der Klasse um Unterstützung bitten – natürlich gehts hier weniger ums Vorsagen, sondern um emotionalen und mentalen Support. Was könnten sie tun oder sagen, um dich vor einer Stunde oder währenddessen anzufeuern? Von Daumen hoch, über ein aufmunterndes Lächeln oder einen Du-schaffst-das-Zettel vor der Meldegelegenheit kann das alles sein. Du weißt am besten, was dich pusht. Weihe sie ein.
💡 Oder du suchst dir einen LernCoach. Manchmal kommt bei der Ursachenfindung oder den Lösungsansätzen nicht weiter und kann gut jemanden gebrauchen, der mit einem die eigenen Hürden analysiert und mit viel Erfahrung bei der Überwindung hilft. Gerade, wenn es um Befürchtungen oder Negativerfahrungen geht, sitzt das oft etwas tiefer im Gedächtnis, so dass Unterstützung beim Auflösen und Überwinden dieser Blockaden nötig ist.
7. Körper checken
Die ist eigentlich ein Unterpunkt von Punkt 6 – aber er verdient einen eigenen Absatz, weil er oft untergeht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwerwiegend (und selten in Betracht gezogen) ein Nährstoffdefizit sein kann, der sich insbesondere auf Energielevel, Konzentration, Leistungsfähigkeit und Stimmung auswirken kann. Daher ein ganz praktischer Hinweis zum Schluss: Einfach mal
✘ Eisen- bzw Ferritinwerte
✘ Vitamin D3-Spiegel
✘ Vitamin B12-Spiegel
beim nächsten Hausarzttermin checken lassen, falls große Müdigkeit in der Schule verhindert, die benötigte Portion Extra-Energie für die mündliche Beteilung aufbringen zu können.