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„Wo krieg ich mehr Disziplin und Konzentration?“

Strukturhilfen für Home-Schooling und Home-Office

Es war der zweite Schultag mit geschlossenen Schulen im Land, als ich bei meiner morgendlichen Laufrunde auf eine Kundin traf, die mit ihren Kindern auf dem Weg zur Schule war.

Richtig. Mir fiel der Widerspruch in sich auch auf – und ich fragte kurz nach.

Ihre Antwort: „Wir versuchen, so etwas wie Alltagsroutine aufrechtzuerhalten. Wenn die Kinder zuhause Schulaufgaben erledigen sollen, fällt das leichter, wenn man vorher auch einen Schulweg zurückgelegt hat.“

Ich musste schmunzeln. Das war ein ziemlich kluger Ansatz. Denn unser Gehirn ist tatsächlich so etwas wie ein Gewohnheitstier, das zwar unfassbar viel lernen kann – aber bei Verhaltensweisen gerne Energie spart und auf bekannten Wegen bleibt, wenn möglich. Deswegen kann uns auch alles Neue, Ungewohnte und Fremde erst mal etwas aus der Bahn werfen. Und sobald der Rahmen fehlt, der uns hilft, unsere Zeit einzuteilen, neigen wir erst einmal zum Versumpfen – im Extremfall mit Jogginghose, Eispackung und Chipstüte vor dem Fernseher und so …

Deswegen kommen hier ein paar gesammelte Ideen, die (mir – und vielleicht auch Ihnen ;)) helfen, zu Corona- und anderen Zeiten mit Homeschooling und Home-Office produktiv klarzukommen:

#1: Morgenroutine beibehalten.

Jipiiieh, ein neuer Tag! Am besten zur gewohnte Zeit aufstehen. Gern auch mit „künstlichem“ Rad- oder Fußweg an der Luft. Macht wach, hilft dem Immunsystem und signalisiert dem Gehirn, dass es Zeit ist, sich auf eine neue Phase einzustellen. Das ist der oft vergessene Nutzen eines Rituals – macht das Starten (und Enden) leichter.

#2: Sich hübsch machen.

Natürlich ist hier nicht die aufwändige Partyklamotte gemeint, sondern das Tages-Outfit, das auch sonst nach dem Pyjama kommt. Wer Spaß dran hat, sich etwas herauszuputzen – nur zu! Entscheidend ist, dass sich unsere Kleidung auf unser Wohlgefühl auswirkt. Und mit guter Laune lernt und arbeitet es sich leichter. (Ich mache unliebsame Aufgaben IMMER in meinem Lieblingspulli … Glauben Sie es oder nicht – mir hilfts!)

#3: Start- und Endzeiten für die Lern- und Arbeitsphasen festlegen.

Schüler, die in Corona-Zeiten nicht einen ganzen Arbeitstag vor sich haben, erledigen am besten ihre Aufgaben vormittags, weil da das Gehirn ausgeruht ist. Allerdings: Wer kein Frühaufsteher ist, muss auch nicht zwingend um 7 Uhr am Platz sitzen. Einfach ein bisschen auf die innere Uhr hören, wann es am leichtesten geht.

#4: Pausengestaltung planen.

Meine Erfahrung ist: Wenn ich mir nicht vorher überlegt habe, was ich Schönes (!) in den kleinen 5-10 Minuten-Pausen tun kann, dann ist entweder der Griff zum ungesunden Snack sehr verlockend oder einfach das Naheliegende wie Müll raus bringen. Das tankt aber weder meinen Körper noch meine Seele auf. Besser ist es, vorher kurz zu überlegen, was gut tut: Lieblingssong hören, einmal um den Block rennen, Obst essen, sich durchkitzeln lassen, einen netten Menschen mit einem 3-Minuten-Anruf überraschen … Dann geht’s auch leichter und motivierter weiter.

#5: Eine reizarme Umgebung schaffen.

Manche Kreative blühen zwar auch im Chaos auf, aber viele Aufgaben müssen einfach abgearbeitet werden. Da ist ein aufgeräumter und sauberer Arbeitsplatz, der kaum Ablenkung bietet, besser für die Konzentration. Denn zu viele Reize verlangsamen nur unser Denken und wir brauchen länger als nötig und gewollt.

#6: Haltung bewahren.

Unser Körpergedächtnis speichert zu bestimmten Haltungen oder Sitzpositionen die entsprechenden Stimmungslagen sowie müde oder wache Zustände. Daher ist klassisches Lümmeln kontraproduktiv fürs Lernen und Arbeiten zuhause. Schade – aber extrem hilfreich zu wissen, wenn man sich gut konzentrieren möchte.

#7: Arbeiten mit der Pomodoro-Taktik.

Vor einer längeren Aufgabe oder einem Aufgabenblock den Wecker auf 25 Minuten einstellen, dann 5 Minuten Pause machen. Das Ganze dreimal wiederholen, dann eine längere Pause einlegen und wieder von vorne los. Bei besonders unliebsamen Aufgaben hilft es auch, die Zeit einzuschätzen, die man wohl insgesamt braucht und sie dann in kleinen Einheiten abzuarbeiten. Dann wird oft auch der innere Widerstand geringer, den man anfangs beim Anblick der Aufgabe verspürt hat.

#8: Der Klassiker: Handy weg.

Am besten in einen anderen Raum legen. Wenn das nicht geht, weil man es zum Arbeiten braucht, dann alle unnötigen Apps ausschalten, lautlos stellen o.ä. Das gilt natürlich auch für Anwendungen auf dem Desktop. Wirklich. Das sind die größten Arbeitsbremser und Energieräuber.

#9: Kopf frei.

Wenn in unserem Innern zu viel rotiert und unerledigte Gedanken unsere Aufmerksamkeit zerstreuen, bringt die 1-Minute-Schreibfluss-Übung oft Klarheit: Alles ohne Unterbrechung und unsortiert aufschreiben, was einem gerade durch den Kopf geistert. Dann die Dinge identifizieren, die in 2 Minuten erledigt werden können, sofort tun und auf der Liste abhaken. Das, was länger dauert, auf einen Extra-Zettel übertragen als „Gedankenparklatz“, um diese Dinge später später weiterdenken oder bearbeiten zu können. Diese Liste bewusst in anderen Raum legen.

#10: Dankbar sein. Sich freuen. Lachen.

Wer dankbar durchs Leben geht, findet mehr Gründe zum Freuen … und das wiederum ist eine nicht zu unterschätzende Hilfe fürs Gehirn. Denn nur ein entspanntes Gehirn lernt und arbeitet leicht. Daher: Unbedingt dafür sorgen, dass wir in Stimmung sind! Was hebt Ihre Laune garantiert? Welche Dinge an Ihrem Alltag sind wunderbar und ein Grund zur Freude? Welche Kleinigkeiten wärmen Ihr Herz? Wer sich all das vor Augen hält, findet leichter in einen gute Zustand zurück, wenn Ablenkung, Lustlosigkeit oder Stress kurzzeitig die Oberhand hatten.

Wir schaffen das! 😉

Text_Annette Penno